„Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh…“ … sagt ein irakischer Schiit zu seinem yesidischen Nachbarn: „Der IS kennt keinen Pardon, rette deine Familie!“ …sagt ein Pakistani zu seinem Sohn: „Du hast gesehen, wie sie unsere christlichen Nachbarn bei lebendigem Leib verbrennen.“ … sagt Gottes Engel zu Josef im Traum: „Steh auf, nimm das Kind und Maria, seine Mutter, und flieh nach Ägypten! Denn Herodes lässt das Kind suchen, weil er es umbringen will.“ Flucht und Lebensgefahr gibt es nicht erst seit IS und Lampedusa, sondern schon in der Bibel. Bei der Jesus-Familie gab es keine „stille Nacht“, sondern Angst und Unsicherheit. Wie in libanesischen Flüchtlingscamps, auch in unwürdigen Asyl-Heimen bei uns! Vielleicht ärgert uns das. Ich glaube, dafür gibt es zwei Gründe. 1: Zu Weihnachten bitte keine Probleme! Weihnachten ist „besinnlich“. 2: Wir sind selbst nicht betroffen von Lebensangst. Klar, mich erschrecken die Bilder in den Medien, aber ich war noch nie Flüchtling. 1945 war das anders. Viele Deutsche mussten fliehen. Sie erzählen heute noch von Angst, Auffanglagern, und wie die „Einheimischen“ sie ablehnten. Nach und nach änderte sich das. Auch dafür zwei Gründe: 1: Man sprach dieselbe Sprache. 2: Nach dem Krieg waren alle arm, da geht Solidarität leichter. Flüchtlinge heute haben eine andere Sprache und Kultur. In einer Talkshow sagte eine Frau: Ich habe „eigentlich nichts“ gegen Flüchtlinge, aber dass man sie neben mir einquartiert, finde ich „empörend!“. Ihr Haus habe an Wert verloren! Die Bibel erzählt nichts von den Problemen der Josefs-Flüchtlinge in Ägypten. Sprachprobleme? Ausgegrenzt? Jesus erlebt am Anfang seines Lebens Bedrohung und Angst. Zu Weihnachten feiern wir, dass Gott Mensch wird. Das Schicksal eines Flüchtlings – wie Jesus – gehört zum Menschsein! Gott kann uns in der Tiefe verstehen, weil Gottes Sohn von Anfang an menschliche Tiefen am eigenen Leib erleidet. Eine von Gott gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und einen guten Einstieg ins neue Jahr wünscht Pastor Joachim Georg
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